Glänzende Aussichten ‒ darum wächst HR-Technology
Der Digitalisierungsrückstand deutscher HR-Abteilungen schafft für HR-Tech-Unternehmen einen riesigen Absatzmarkt, der wie ein gigantischer Kuchen ist, dessen Stücke noch weitgehend unverteilt sind. Zugleich erkennen immer mehr Firmen und Betriebe die Notwendigkeit, ihre Personalabteilungen zu stärken.
Denn spätestens seitdem der Fachkräftemangel in einen grundsätzlichen Personalmangel umgeschlagen ist und Personaler händeringend nach neuen Arbeitskräften suchen, ist den Verantwortlichen klar: Nur, wenn HR-Managerinnen und HR-Manager ihre täglichen Personalverwaltungsaufgaben so zeitsparend wie möglich erledigen, haben sie die Kapazitäten, um sich um Themen wie Recruiting und Personalerhalt zu kümmern. Ändert sich nichts daran, entgehen der deutschen Wirtschaft weiterhin rund 100 Milliarden Euro pro Jahr durch fehlende Arbeitskräfte.
Die Finanzierung von HR-Tech bleibt attraktiv
Zwar hinkt die Finanzierung der breiten Masse der deutschen Startups laut einer Studie von startupverband.de im Vergleich zu den USA hinterher. In der HR-Tech-Szene schneiden junge Unternehmen laut “HR Startup Monitor” jedoch gut ab. So ist der deutschsprachige Raum zwar längst nicht mit dem US-amerikanischen zu vergleichen. Dennoch hat er sich innerhalb weniger Jahre mit innovativen HR-Lösungen einen Namen gemacht. Und das trotz der vielfältigen Anforderungen an Datenschutz und Mitbestimmung sowie einer tendenziell ausgeprägteren Skepsis gegenüber neuer Technologie.
Wachstum und Konsolidierung: Zwei gegenläufige HR-Software-Trends?
Während auf der einen Seite HR-Tech-Companies ‒ tatkräftig finanziert ‒ in einen noch weitgehend unbesetzten Markt hineinexpandieren, zeigen sich auf der anderen Seite erste Konsolidierungstendenzen in der HR-Tech-Branche. Zwar ist die Zahl an Startup-Gründungen weiterhin hoch, doch ist laut HR Startup-Monitor seit 2019 auch das Transaktionsaufkommen in der DACH-Region gestiegen. Mit anderen Worten: Der HR-Technology-Markt bietet neuen Firmen aktuell noch große Chancen, aber die inzwischen etablierten Unternehmen nutzen ihren Vorsprung, um ihre erarbeitete Position zu festigen und auszubauen.
Digital-HR-Trends: Warum HR-Technologies wichtig bleiben werden
Auch wenn es immer wieder Entwicklungen und Maßnahmen gibt, die die Digitalisierung von KMU und Konzernen ausbremsen – wie zum Beispiel das Nachweisgesetz, das den Nutzen der E-Signatur behindert – ist HR-Software weiter auf dem Vormarsch. Dazu tragen zusätzlich zum Personalmangel zahlreiche weitere Trend bei:
1. Remote Work bleibt
Durch die coronabedingten Beschränkungen wurde Remote Work über Nacht zum Alltag für 70 % der Vollzeitbeschäftigten. Eine Entwicklung, die viele nicht mehr missen wollen. Das Arbeiten von zu Hause befeuert damit HR-Online-Service-Trends ‒ also HR-Lösungen, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch ortsunabhängig nutzen. Da moderne HR-Technology in der Regel via Cloud verfügbar ist, haben die Angestellten eines Unternehmens so überall und jederzeit die Möglichkeit, um zum Beispiel ihre Gehaltsdokumente einzusehen, ihre Arbeitszeiten zu erfassen oder ihre persönlichen Daten abzurufen.
2. Papierarbeit wird digital
Nicht nur Gehaltsabrechnungen werden heutzutage in nahezu jedem Unternehmen digital bereitgestellt. Auch Arbeitsplätze buchen Angestellte über Apps, sie unterzeichnen Verträge mit digitalen Signaturen und reichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen online ein. Als Folge müssen sensible Mitarbeiterdaten langfristig und sicher gespeichert werden. Somit stellen Datensicherheit und Datenschutz essentielle Themen dar. Eine Software ist daher für Unternehmen unumgänglich, um dafür Sorge zu tragen, Daten kontrolliert zu verwalten und zu verarbeiten.
3. Standortübergreifende Teamarbeit nimmt zu
Viele Teams setzen sich mittlerweile aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen, die an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten. Damit sie dennoch miteinander verbunden sind und produktiv zusammenarbeiten, sind technische Lösungen unabdingbar. Diese sorgen nicht nur dafür, dass Angestellte sich online sehen und miteinander sprechen können. Sie ermöglichen auch die gemeinsame Arbeit im selben Dokument, schaffen Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und zur professionellen Weiterentwicklung.
4. Mitarbeiterzufriedenheit steigt in der Bedeutung
Das Wohlbefinden am Arbeitsplatz und eine ausgewogene Work-Life-Balance werden Angestellten immer wichtiger. Um die Mitarbeiterzufriedenheit zu messen, nutzen Personalverantwortliche technische Tools für Umfragen und deren datenbasierte Analyse. HR-Tech ermöglicht es Personalern, Managern und Teammitgliedern gleichermaßen, Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen. Einige Tools eignen sich sogar dafür, arbeitsbedingt entstandene psychische Probleme anzugehen.
5. Anteil von Active Sourcing und Social Recruiting wächst
Zunehmend kontaktiert HR potenziell interessante Arbeitskräfte direkt über spezielle Plattformen oder soziale Medien wie LinkedIn. Bereits 2020 war laut einer Studie der Uni Bamberg jede siebte Neueinstellung auf Active Sourcing zurückzuführen. Auf diese Weise umgehen Personaler aufwendige und langfristige Bewerbungsverfahren, wecken persönliches Interesse bei den Kandidaten und hinterlassen einen positiven ersten Eindruck. Besonders spezialisierte Fachkräfte, die nicht nach einer neuen Stelle suchen, werden auf diese Weise erreicht. HR-Tech beschleunigt den Prozess durch die datengetriebene Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten enorm.
6. Chatbots haben sich etabliert
Sie fallen den Userinnen und Usern kaum noch auf – so normal sind Chatbots geworden. Die Tools übernehmen den Erstkontakt und beantworten FAQs, ohne personelle Ressourcen zu beanspruchen. Chatbots eignen sich zudem fürs Bewerber-Screening und dazu, den Kontakt mit Kandidatinnen und Kandidaten ohne große Zeitverzögerung zu halten. Nicht zuletzt übernehmen sie Terminabsprachen und richten Meetings ein, was den administrativen Aufwand der HR deutlich reduziert.
7. Coworking Spaces nehmen zu
Die Nachfrage nach virtuellen Coworking Spaces steigt. Um der Einsamkeit im Homeoffice entgegenzuwirken, nutzen besonders freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Möglichkeiten zur sozialen Interaktion und zum fachlichen Austausch. Durch immer neue Tools finden auch Festangestellte, die langfristig von zu Hause aus arbeiten, ihren Weg in virtuelle Coworking Spaces.
Wie Unternehmen HR-Software sinnvoll einführen
Mit dem Siegeszug von HR-Tech wird die Einführung neuer HR-Software im Rahmen von Change Management zunehmend Bestandteil des Arbeitsalltags der Personalabteilung. Schließlich erleichtert HR-Technology Personalerinnen und Personalern das Leben – besonders dann, wenn die Verantwortlichen bestimmte Aspekte beim Einführen einer neuen digitalen Lösung berücksichtigen:
- Ausführliche Vorbereitung: Jedes HR-Tool ist anders. Um so effizient wie möglich mit der firmeninternen Lösung zu arbeiten, eignen sich HR-Mitarbeiter im Idealfall schon vor der Einführung das nötige Hintergrundwissen an.
- Aktualisierte Richtlinien: Wird eine Software eingeführt, ändern sich bestehende Prozesse. Damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die aktualisierten Rahmenbedingungen informiert sind, passt die Personalabteilung zeitnah die technologiebezogenen Richtlinien an.
- Involvierung der IT: HR unterstützt die Angestellten dabei, neue Tools effektiv zu nutzen. Die IT stellt die Funktionalität der Software sicher. Durch gute Zusammenarbeit entstehen Schnittstellen, um auftretende Probleme schnellstmöglich zu beheben.
Die Kernprozesse wie das Verwalten von Personalakten, Gehaltsdokumenten sowie von Abwesenheiten und Arbeitszeiten nehmen im Arbeitsalltag von Personalerinnen und Personalern großen Raum ein. Dabei lassen sich diese Bereiche im Rahmen von HR 4.0 vergleichsweise einfach digitalisieren und weitgehend automatisieren. Insofern ist es für Unternehmen sinnvoll, an dieser Stelle mit der Digitalisierung ihres Personalwesens zu beginnen. Sind diese Kernprozesse erst einmal digital, können andere Bereiche wie das Talentmanagement folgen.
HR-Tech-Unternehmen entwachsen den Kinderschuhen
HR-Tech ist mehr als ein Trend – und dahinter steht ein unbemerkter Milliardenmarkt. Klar ist, dass bereits die derzeitige Arbeitskultur auf HR-Tech angewiesen ist, um langfristig zu überleben. Dennoch nutzen längst nicht alle Unternehmen entsprechende Tools und wenn, dann schöpfen sie deren Features oft nicht in vollem Maße aus. Zunehmend erkennen Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen jedoch, dass genau dies nötig ist.
Nicht ohne Grund erlebt HR-Tech seit den letzten Jahren einen enormen Wachstumsschub, der trotz Konsolidierungstendenzen nach wie vor eine große Zahl neuer Start-ups hervorbringt. Denn HR-Technology-Lösungen werden dringend gebraucht: Nur durch den umfassenden Digitalisierungsschub sind Personalabteilungen in der Lage, sowohl die Krisen der Gegenwart zu meistern als auch die Personalarbeit in ihren Unternehmen in die Zukunft zu führen. Der Markt wird dabei dynamisch bleiben, schließlich zieht nun auch Künstliche Intelligenz im Personalwesen ein.